In der Verbraucherzentrale gehen derzeit jede Woche mindestens 25 Anrufe zum Thema Lebensversicherungen ein: besorgte VerbraucherInnen möchten sich über Ihre Polizzen informieren.
Es handelt sich dabei meist um eine Art von Verträgen, die für einen enorm langen Zeitraum abgeschlossen wurden (z.B. 30, 35 Jahre), bei denen der zu zahlende Betrag jedes Jahr um einen beträchtlichen Prozentsatz steigt und die über eine Vermittlergesellschaft verkauft wurden.
Prinzipiell rät die VZS bereits seit 20 Jahren, von solch langfristigen und meist ungünstigen Lebensversicherungen ab. Zum einen sind diese Verträge oft mit sehr hohen Kosten verbunden, und zum anderen kann ein vorzeitiger Ausstieg aus diesen Verträgen einen sehr hohen Verlust mit sich bringen. Und ein Ausstieg kann schnell unumgänglich sein, denn die finanzielle Lebenssituation kann sich radikal ändern: man denke an Arbeitslosigkeit, Hausbau oder Familiengründung. Und dann werden diese Verluste unvermeidbar.
Bezeichnend ist auch, dass die meisten Verbraucher, die die VZS kontaktieren, nicht nur einen dieser Verträge besitzen, sondern mehrere – sogar bis zu 6 davon, ohne es eigentlich zu wissen.
Das Beispiel des Herrn E.:
Im Jahr 2004 wurde er zum ersten mal auf diese Vermittleragentur aufmerksam gemacht. Damals war es ein Verwandter, der ihm den Kontakt verschaffte. Ein Vermittler kam zu ihn nach Hause und meinte, er könne ihm das Beste für seine Situation zusammen stellen, so könne er in nicht einmal 10 Jahren ordentlich Geld machen. Dabei machte Herr E. dem Vermittler klar, dass er sein Geld bereits nach 6 Jahren benötigen würde. Kein Problem, meinte damals der Vermittler, man könne jederzeit aussteigen. Im Laufe der nächsten Jahre kam der Vermittler immer wieder zu Herrn E. nach Hause. Unter dem Motto „Vertragsoptimierung“ wurden neue Papiere unterzeichnet. Herr E. wurde später auch einmal ins Büro des Vermittlers gerufen, als es hieß, dass man jetzt einen besseren Vertrag für ihn hätte, mit welchem all das Geld ohne Verluste neu angelegt werden könne.
Im Jahr 2010 wollte Herr E. das Geld nun endlich kassieren: nun jedoch meinte der Vermittler plötzlich, man müsse noch ein bis zwei Jahre warten, denn es hätte jetzt doch nicht den Zuwachs gegeben, den man sich versprochen hätte. Es vergingen noch einmal 4 Jahre, als Herrn E. die ganze Geschichte etwas zu dubios wurde und er sich an die Verbraucherzentrale wandte.
Das Resultat: in den insgesamt 10 Jahren hatte Herr E. nicht zwei Verträge unterzeichnet, sondern insgesamt vier davon, allesamt mit einer Laufzeit von 30 Jahren. Insgesamt hat Herr E. 43.500 Euro einbezahlt – zurückbekommen hat er noch 18.471 Euro. Ein Verlust von 25.029 Euro, der auf die mehreren frühzeitigen Auflösungen und angefallenen Kosten für vier Verträge zurück zu führen ist.
Die Verbraucherzentrale rät zu großer Vorsicht beim Abschluss eines Lebensversicherungsvertrages, sowie bei Unterzeichnung eines Abänderungsvorschlages dieser Produkte. Der Verbraucher sollte sich stets kritisch mit dem Produkt auseinander setzen und das Angebot eventuell auch durch einen neutralen Experten überprüfen lassen.
Wer sich in einer sehr ähnlichen Situation wie jener des Herrn E. befindet, sollte sich generell eine Übersicht über seine Produkte verschaffen. Dabei hilft der Musterbrief der VZS, mit welchem man alle aktuellen Informationen direkt bei der Versicherungsgesellschaft einholen kann. Mit den erhaltenen Informationen kann dann anschließend ein Beratungstermin in der VZS vereinbart werden.
Musterbrief: www.provinz.bz.it.