Schön, attraktiv und in zu sein, hat heutzutage sehr viel mit Kleidung zu tun. Wer zum richtigen Moment das Richtige trägt, genießt gesellschaftliche Anerkennung. Und da es der Anlässe viele gibt, brauchen wir Kleider en masse: fürs Büro brauchen wir was anderes als für unterwegs, für abends was anderes als für den Vormittag. Allein die Freizeit stellt verschiedenste Ansprüche an unsere Kleidung, wir ziehen uns ständig um, sind ständig am Waschen und ständig am Klamotten kaufen. Unsere Kleiderschränke quellen über, Gott sei Dank schafft die Caritas einmal im Jahr einen Aderlass. Wir brauchen und besitzen so viel Kleidung, wie keine Generation vor uns. Und wir tun das auf Kosten des Restes der Welt.
Denn auch wenn wir teure sogenannte Markenkleidung kaufen, stammen diese Kleidungsstücke - mit wenigen Ausnahmen - aus den Nähfabriken in den armen Ländern der Welt. Dort nähen Frauen und Kinder für Hungerlöhne und unter zum Teil unvorstellbaren Bedingungen all das zusammen, worin wir uns hüllen.
Mit einer europaweiten Kampagne versuchen Frauenverbände und katholische Aktionsgruppen auf diese Missstände hinzuweisen, Öffentlichkeit zu schaffen und mit dieser Öffentlichkeit Druck auf die multinationalen Firmen zu machen.
In Südtirol unterstützt die Kath. Frauenbewegung in Zusammenarbeit mit der OEW die Kampagne Clean Clothes, zu deutsch "Saubere Kleidung".
Damit die multinationalen Firmen sich nicht an irgendwelche Gesetze halten müssen, haben sie sich zusammen mit den Machthabern der betroffenen Staaten, die ihre persönlichen Profite aus dem Geschäft ziehen, eine Hintertür geschaffen: die sogenannten Freihandelszonen. In diesen herrscht de facto Rechtlosigkeit, eine Rechtlosigkeit, die von den Firmen skrupellos genutzt werden kann, um ihre Profite zu erhöhen. "Die Mädchen und jungen Frauen in den Nähfabriken sind ihren Arbeitgebern schutzlos ausgeliefert", sagt Dr. Christine Baumgartner, die Südtiroler Koordinatorin der Kampagne "Clean clothes".
Der Lohn, den die Frauen für ihre Arbeit erhalten, steht in keinem Verhältnis zu dem, was wir EndkonsumentInnen für die Bekleidung bezahlen.
Es ändert sich in den Fabriken erst etwas, sobald die westliche Öffentlichkeit aufmerksam wird. So berichtet Clean Clothes Deutschland über die Adidas-Fabrik in Hermosa/San Salvador folgendes:
„Trotz einiger Erfolge, welche die Clean Clothes-Kampagne, unterstützt durch Tausende von KonsumentInnen, in Verhandlungen mit Adidas erreichen konnte, gibt es immer noch massive Arbeitsrechtsverletzungen. So existiert in der salvadorianischen Fabrik Hermosa, die für Adidas produziert, de facto ein Gewerkschaftsverbot. GewerkschaftssympatisantInnen wurden entlassen und ArbeiterInnen, die vorher in einer Fabrik gearbeitet haben, wo es eine Betriebsgewerkschaft gab, dürfen auf Anweisung der Personalchefin nicht eingestellt werden – damit sie diese Ideen nicht nach Hermosa hereintragen.“
Unterstützen kann man die Anliegen der Frauen, indem man sich an Adidas wendet und den Konzern auffordert, dafür zu sorgen, dass sich die ArbeiterInnen frei organisieren dürfen, ohne Repressalien fürchten zu müssen (siehe unter www.oneworld.at).
Auch bei anderen Firmen haben die Aktivistinnen der Kampagne "Saubere Kleidung" nach über zehnjähriger Arbeit langsam Erfolge zu verzeichnen. Neben Adidas reagieren auch große Firmen, wie Calida, Nike, Levis, oder Triumph so langsam auf den Druck der Konsu-mentinnen und Konsumenten.
Die Kampagne "Clean Clothes" der Kath. Frauenbewegung sucht auch in Südtirol Unterstützerinnen. Mit einer Postkartenaktion sollen die Südtiroler Kaufleute sensibilisiert werden. Informationsmaterial und Postkarten sind über das Büro der Katholischen Frauenbewegung in Bozen, Südtirolerstraße 28, Tel. 0471/972397, Homepage www.kfb.it, und über die OEW in Brixen erhältlich. Außerdem werden auf Anfrage auch Vorträge und Informationsabende zum Thema angeboten.
Ausführliche Informationen über Projekte, aktuelle Kampagnen, Termine, Materialien usw. liefert die Internetseite unter: www.oneworld.at