Am 4. Oktober ist Welttierschutztag. Die Verbraucherzentrale Südtirol erinnert an Missstände und mahnt Verbesserungen ein.
Wo kommt das Fleisch her? Wie wurde das Tier gehalten? Verbrauchern und Verbraucherinnen sind Tierwohl und eine tiergerechte Haltung wichtig. Auch in Südtirol: laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale Südtirol und der Freien Universität Bozen von 2015 denken 79 Prozent der Befragten, dass die Öffentlichkeit den Themen Tierschutz und Tierwohl zu wenig Aufmerksamkeit schenke. Zugleich gaben nur wenige Verbraucher und Verbraucherinnen an, mit den heutigen Haltungspraktiken zufrieden zu sein.
Fünf Freiheiten für Tiere
Doch was genau bedeutet Tierwohl? Nach dem Konzept der fünf Freiheiten des britischen FAWC (Farm Animal Welfare Committee) beinhaltet Tierwohl das Freisein von Hunger, Durst und Fehlernährung, das Freisein von Unbehagen, das Freisein von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten, das Freisein von Angst und Leiden und nicht zuletzt das Freisein zum Ausleben normaler Verhaltensweisen. Zwar existieren EU-weit Mindeststandards für den Tierschutz, und die einzelnen Mitgliedsstaaten können diese Bestimmungen noch verschärfen. Umwelt-, Ernährungs- und Tierschutzorganisationen stufen diese Standards bzw. die durchgeführten Kontrollen dennoch als nicht ausreichend ein. Laut der Organisation Foodwatch seien Verhaltensstörungen, Krankheiten und Schmerzen bei landwirtschaftlichen Nutztieren an der Tagesordnung. Viele Produkte im Handel würden nicht tiergerecht erzeugt.
Etliche Missstände sind bekannt. In der Aufzucht von Legehennen werden Millionen von männlichen Küken gleich nach dem Schlüpfen geschreddert: sie legen keine Eier und sind aufgrund ihrer Rasse für die Mast nicht geeignet. Männliche Kälber aus der Milchkuhhaltung – sie geben keine Milch und ihre Mast ist nicht rentabel – müssen nicht selten strapaziöse Transporte bis nach Spanien oder in den Nahen Osten überstehen, zum Teil ohne ausreichende Versorgung und unter Nichteinhaltung der zulässigen Transportdauer.
Tierwohl – ein Thema auch in Südtirol?
73 Prozent der von VZS und Uni Bozen Befragten verbinden „einheimische“ Produkte mit guten Tierhaltungspraktiken und hohen Tierschutzstandards. Ob diese hohe Erwartungshaltung der Realität entspricht, das wird derzeit im Rahmen des Projekts „Tierwohl Südtirol“ von der Freien Universität Bozen gemeinsam mit dem Sennereiverband Südtirol an 250 teilnehmenden Milchviehbetrieben überprüft. Ziel ist es, das Tierwohl anhand von Tierschutzindikatoren zu messen und zu optimieren und in Zukunft ein flächendeckendes Tierwohlmonitoring einzuführen. Davon würden klarerweise die Tiere profitieren, aber nicht zuletzt auch die Betriebe. Denn laut Umfragen wäre ein hoher Anteil der Konsumenten und Konsumentinnen (86%) bereit, für Produkte mit „Tierwohl-Garantie“ mehr zu bezahlen.
Mehr Transparenz ist notwendig
Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober fordert die Verbraucherzentrale Südtirol mehr Transparenz und tiergerechtere Haltungsformen in der Nutztierhaltung. „Die Haltungssysteme sollten an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden – und nicht umgekehrt“, stellt Walther Andreaus, Geschäftsführer der VZS, klar. „Und die Verbraucher und Verbraucherinnen sollten anhand einer einfachen Kennzeichnung – am besten EU-weit einheitlich – auf einen Blick erkennen können, unter welchen Bedingungen das Schnitzel früher als Tier gelebt hat.“ Das Argument, dass Fleisch aus tiergerechter Haltung zu teuer sei, lässt er nicht gelten: „Wenn man den eigenen Fleischkonsum reduziert und weniger oft Fleisch isst – was im Übrigen auch für die Umwelt und die eigene Gesundheit vorteilhaft ist –, kann man sich dafür eine bessere Qualität leisten.“