Verbrauchertelegramm Juni 2008


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Juni-Ausgabe Nr. 37


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.



Lebenskosten: Profit für Handel- und Dienstleistungsbranche

Auch Coldiretti, Dachorganisation der italienischen Agrar- und Lebensmittelproduktion, prangert es in einer Studie an: 467 Euro monatlich geben italienische Familien für Lebensmittel aus. Davon landet über die Hälfte in die Kassen von Händlern und Dienstleistern, nur 30% kommt der Lebensmittelindustrie zugute, nur 19% den Landwirtschaftsbetrieben. Tendenz steigend. Daraus folgert Coldiretti, dass Maßnahmen gegen die Kostenexplosion im Lebensmittelsektor beginnen müssen, um die Haushalte zu entlasten und mehr Gerechtigkeit und Transparenz zu garantieren.

Monatliche Ausgaben privater Haushalte für Lebensmittel in Euro

 

  italienweit in Südtirol
Fleisch 106 77,42
Brot und Teigwaren 79 85,97
Milch, Käse und Eier 64 64,54
Obst und Gemüse 84 77,79
Fisch 42 19,35
Zucker, Süßigkeiten und Kaffee 32 33,62
Getränke 42 34,09
Öle und Fette 18 18,76
insgesamt 467
(Jänner 2008)
411,54
(Durchschnitt 2007)

Quellen: Coldiretti-Istat/Astat



WLAN: Risiko für Gesundheit

In Paris wurden alle drahtlosen Funkverbindungen (WLAN-Anlagen) in öffentlichen Gebäuden, Bibliotheken und Universitäten abgeschaltet, nachdem die Angestellten massiv über gesundheitliche Beschwerden, besonders des neurologischen Systems, geklagt hatten. Bei uns hingegen wird WLAN in Schulen, an der Uni und in Hotels munter weiter installiert, ganze Täler sollen mit einem kabellosen Internetzugang versorgt werden – dies hat die Landesregierung beschlossen. Die Verantwortlichen reden sich derzeit noch auf den gesetzlichen Grenzwert von 6 Volt pro Meter aus; UmweltärztInnen fordern aber verstärkt einen Grenzwert von 0,6 V/m. In Südtirol gehen nun die ersten Schulen auf Rückzug: Z.B. hat die Mittelschule Kaltern die WLAN-Anlage dankend abgelehnt und von der Gemeinde eine Verkabelung erhalten.



RAPEX: Gefährliches Spielzeug

Ende April hat die Europäische Kommission die Zahlen für 2007 vorgelegt: Insgesamt 1.350 Produkte landeten auf der Liste des EU-Schnellwarnsystems für gefährliche Konsumgüter (RAPEX) – ein Anstieg um fast 50% gegenüber dem Vorjahr. Pervers: Wieder waren Spielzeuge mit einem Anteil von rund 30% die am häufigsten gelisteten Waren, im Durchschnitt wurde mehr als ein bedenkliches Spielzeug pro Tag gemeldet. Die VZS fordert anlässlich der Überarbeitung der Spielzeugrichtlinie eine bessere Marktaufsicht durch unabhängige Dritte, die Abschaffung der CE-Kennzeichnung, weil reine Selbstauskunft der Hersteller, und das strikte Aus für gefährliche Substanzen.



Energieversorung: Volksaktien als Auftakt

Der Handlungsbedarf für den Ausbau einer möglichst eigenständigen Energieversorgung in Südtirol steigt angesichts des Höhenflugs der Energiepreise, der schwindenen Verfügbarkeit herkömmlicher Energieträger, der Forderung nach Versorgungssicherheit und Umweltfreundlichkeit. Marktaufsicht und Marktteilnehmer sind streng voneinander zu trennen, um Interessenskonflikte auszuschließen - das fordert die VZS. Profitieren sollen in erster Linie die privaten Haushaltskunden. Das bedeutet, dass die Stromversorung in öffentlicher Hand bleiben und der privaten Spekulation entzogen werden muss. Gerade bei der anstehenden Privatisierung der SEL ist ein gemischtes Modell mit öffentlichen Aktionären und Volksaktien zu bevorzugen. Positiver Nebeneffekt: aktive Bürgerbeteiligung und Bürgerkontrolle.


Mit Mietautos im Ausland unterwegs: Geldstrafen

Urlaub in einem anderen EU-Staat und Erkundung an Bord eines Mietwagens? Bei Verstoßen gegen die Straßenverkehrsordnung winken Geldbußen, die auch im Ausland zugestellt werden. Ein Tourist, der also das Mietauto (mit ausländischem Kennzeichen) im Parkverbot stehen gelassen, Geschwindigkeitsbeschränkungen missachtet oder in „Zonen mit eingeschränktem Verkehr“ eingefahren ist, muss auch nach seiner Rückkehr mit einer Geldstrafe rechnen, die ihm daheim zugestellt wird; in Fällen, in denen ein sofortiges Vorhalten des Verstoßes nicht möglich war. Die Mietwagenfirma kann dem ermittelnden Organ auf Anfrage nämlich die Daten des Fahrzeuglenkers weiterleiten. Bei Nichtbezahlung ist eine Zwangsvollstreckung auch im Ausland möglich.



Tödliche Falle Zebrastreifen

In einem Offenen Brief an den Landesrat für Mobilität und an die lokalen Sicherheitskräfte hat die VZS darauf hingewiesen, dass Zebrastreifen hierzulande kein geschützter Raum für Fußgänger sind. Im Gegenteil: Wie einige schreckliche Unfälle der letzten Wochen gezeigt haben, entwickeln sich Zebrastreifen manchmal zu tödlichen Fallen. Die VZS fordert eine intensivere Kontrolltätigkeit der Sicherheitskräfte im Sinne der Unversehrtheit von FußgängerInnen, eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und einen Schwerpunkt des Fahrsicherheitszentrums auf mehr Sicherheit für die schwächeren VerkehrsteilnehmerInnen.



Zusätze in Püreepulver, Fertiglasagne & Co.

Damit die Pizza würziger und der Orangensaft orangiger schmeckt, fügt die Lebensmittelindustrie Zusatzstoffe (E-Nummer) bei, die den Geschmack verstärken. Vielfach wird auch die Haltbarkeit verlängert oder das Aussehen verbessert. Viele dieser Zusatzstoffe gelten als problematisch, obwohl über dreihundert davon in der EU offiziell zugelassen sind. Die meisten befinden sich in industriell gefertigter Nahrung – je mehr Arbeit uns die Lebensmittelindustrie beim Kochen und Backen abnimmt, desto größer ist die Menge der Zusatzstoffe. Diese müssen auf der Zutatenliste des Produkts aufgeführt und bei loser Ware gut sichtbar ausgehängt werden. Im Laden nachfragen und daheim nachschlagen, z.B. unter www.zusatzstoffe-online.de





Zahnärzte: Die unendliche Geschichte

An der Tariftransparenz-Aktion der VZS mit der Veröffentlichung von Richtpreisen teilgenommen haben bisher 13 Zahnärzte Südtirols, im zweiten Anlauf. Denn die Idee war 2005 am Eingreifen der Zahnärztekammer der Provinz Bozen gescheitert. Nach einer Eingabe bei den Aufsichtsbehörden für den freien Wettbewerb in Rom und Brüssel hatte die Zahnärztekammer die Zensurmaßnahme fallen lassen müssen. Doch jetzt hat die Kammer zum Gegenangriff geblasen und mit einem Brief an die beteiligten Zahnärzte mit Ausschluss gedroht, falls sie die Veröffentlichung ihrer Tarife nicht zurücknehmen. Dabei spricht das „Bersani-Paket über die Liberalisierungen“ Klartext: Alle Normen sind abgeschafft, die fixe oder Mindesttarife sowie Verbote oder Beschränkungen bezüglich der Werbemaßnahmen im Bereich der freien Berufe vorsahen. Die VZS wendet sich nun zum dritten Mal an die Antitrust-Behörde und fordert alle VerbraucherInnen auf, Kostenvoranschläge Südtiroler ZahnärztInnen der VZS zur Verfügung zu stellen, um Vergleiche zu ermöglichen und damit den gesunden Wettbewerb zu fördern. Unter www.verbraucherzentrale.it gibt’s zu diesem Zweck einen Vordruck. Nicht vergessen, vor jeder Behandlung vom Recht auf Vorinformation Gebrauch zu machen!



Broschüre für MigrantInnen
Wucherzinsen auf Arabisch?


Als wahren Dschungel erleben MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund den Konsumentenalltag. Aufgrund von Sprach- und Kulturunterschieden haben diese VerbraucherInnen es noch schwerer als die einheimischen, das Marktsystem zu durchschauen und mit dessen Regeln zurecht zu kommen. Die größten Probleme haben sie mit Kreditvermittlungen, Handyverträgen und Haustürverkauf. Eine Erstinformation im Umgang mit den bedeutendsten Fallstricken und ein Überblick über die wichtigsten Verbraucherrechte bietet die VZS nun mit einem Faltblatt, das in mehreren Sprachen vorliegt: deutsch/italienisch, englisch/italienisch, französisch/italienisch, russisch/italienisch, arabisch/italienisch. Die Übersetzung in zwei weiteren Sprachen ist geplant. Die Broschüre ist in der VZS, ihren Außenstellen, dem Verbrauchermobil sowie beim Ausländerbeirat der Stadt Bozen kostenlos erhältlich.
Download der Broschüren im PDF-Format

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