Verbraucherzentrale vergleicht Strom- und Gastarife

Sparpotentiale sind zwar vorhanden, jedoch ist der Markt sehr intransparent

 

Lokale Maßnahmen zur Eindämmung der Energiepreise sind notwendig

 

Der Strompreis für die Südtiroler Haushalte ist seit 2020 um durchschnittlich 82% gestiegen, der Gaspreis um rund 92%. In Euro ausgedrückt, bedeuten diese Erhöhungen zusätzliche Ausgaben von 1.370 bis 1.500 Euro oder mehr pro Familie und Jahr – sofern die Preise auf dem aktuellen Niveau bleiben.

Abhilfe kann neben einem kritischen Blick auf das eigene Nutzerverhalten (https://www.consumer.bz.it/de/hohe-energiepreise-was-nun) auch ein Anbieterwechsel (https://www.consumer.bz.it/de/anbieterwechsel-fuer-strom-und-gas-kleiner-leitfaden-der-verbraucherzentrale) bringen. Hier ist festzuhalten, dass die aktuelle Krise die ohnehin schon stark variierenden Preise noch weiter durcheinander gewirbelt hat. Auffällig war, dass gerade jene Angebote, die im offiziellen Vergleichsrechner der Aufsichtsbehörde Arera immer als günstigste aufscheinen (vor allem Angebote von Wekiwi und e.on) oft auf den Webseiten der Anbieter gar nicht auffindbar sind.

Unser Rat: prüfen Sie die wirtschaftlichen Bedingungen der neuen Angebote sehr gründlich, und unterzeichnen Sie nur dann, wenn man Ihnen die Vergleichbarkeitstabelle ausgehändigt hat. Ist ein Anbieter geizig mit schriftlichen Informationen ist man anderswo sicher besser aufgehoben.

Hilfsmaßnahmen gegen die Energieteuerung
Der staatliche "Strom- und Gas-Sozialbonus" betrifft hauptsächlich nur sehr niedrige Einkommen und Renten und beziehen sich nur auf Strom und Methangas, während Haushalte, die mit Fernwärme, GPL oder ähnlichem versorgt werden, von der Förderung ausgeschlossen sind; auch der angedachte "Strombonus Südtirol" wurde letztlich nicht umgesetzt.
Um die Auswirkungen dieser Erhöhungen auf die Mittelschicht abzudecken, sind neben den Maßnahmen, die derzeit vom Staat geprüft werden, weitere Maßnahmen auf lokaler Ebene erforderlich.
„Der angekündigte Einmalbonus von 500 Euro ist zu begrüßen, wenn er dort ankommt, wo er auch wirklich gebraucht wird“ meint dazu VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer.

Ein weiterer möglicher Lösungsansatz wäre die Schaffung eines “Landes-Energie-Sozial-Tarifs” (für Strom aber auch Gas), mit sehr weiten Einkommensklammern, der die Kosten für die betreffenden Familien und Haushalte deckelt, bei dem die erzielten Extraprofite wieder den Bürger:innen zugute kommen. Der Tarif sollte sich dabei an den Marktführern orientieren, und für den Verkäufer rein kostendeckend sein. Der Tarif darf keine zeitliche Bindung zu Lasten der Kund:innen vorsehen, und muss für die Kund:innen beziehbar sein, solange die Einkommensvoraussetzungen erfüllt sind; die KundInnen müssen nach Beendigung der Teuerungswelle wieder umgehend zu einem Anbieter ihrer Wahl auf dem freien Markt wechseln können.

Die Einkommens-Klammern für Unterstützungsmaßnahmen müssen viel weiter gefasst werden als die staatlichen, z.B. ISEE von 8.265 bis 30.000 für alle Familien, unabhängig von der Kinderzahl, oder ähnlicher Parameter. Die lokalen Maßnahmen sollten also dort anfangen, wo die staatlichen Hilfen aufhören.

Mittelfristig sollte überlegt werden, ob eine Neuausrichtung des Südtiroler Energiemarktes, in Genossenschaftsform oder als „Selbstverbrauch mit erneuerbaren Energien“ möglich ist.

Des weiteren erachten wir es als absolut notwendig, dass den Verbraucher:innen, Arbeitnehmer:innen und Familien am “Arbeitstisch Energie”, dessen Schaffung angekündigt wurde, ein Mitspracherecht eingeräumt wird.

 

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