Die Telekommunikationsbranche verteilt überall 5G-Antennen und sorgt in der Zwischenzeit dafür, dass sich die Verbraucher keine allzu großen Sorgen über die möglichen schädlichen Auswirkungen dieser Technologie machen müssen. Besonders jetzt, wo Weihnachten vor der Tür steht und es Zeit für Geschenke ist! Smartphones seien überhaupt nicht gefährlich, „das sagen neue Studien“: das ist die beruhigende Nachricht. Schade nur, dass es sich um einen Versuch handelt, das Vertrauen der Verbraucher zu missbrauchen.
Im Jahr 2011 stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF) aufgrund eines evidenzbasierten erhöhten Gliomrisikos bei Vielnutzern von Mobiltelefonen als „möglicherweise krebserregend“ ein, wobei sie die epidemiologischen Belege beim Menschen als „begrenzt“ und die Beweise bei Tieren als „unzureichend“ ansah. Um auf die höhere Stufe der „wahrscheinlichen Karzinogene“ aufzusteigen, waren Studien an Labortieren erforderlich. Schließlich wurden zwischen 2016 und 2018 vom National Toxicology Program in den USA und vom Ramazzini-Institut in Italien die erforderlichen Studien vorgelegt, die einen statistisch signifikanten Anstieg bösartiger Gliome im Gehirn und seltener Herztumore zeigten.
Die wissenschaftlichen Beweise sind vorhanden, haben sich im Laufe der Jahre weiter verfestigt und sind solide (es wurden mehr als 10.000 Artikel veröffentlicht), doch die institutionellen Linien folgen meist den leugnenden Positionen, weit entfernt vom Vorsorgeprinzip. Anfang 2024 empfahl eine beratende Gruppe der IARC erneut, dass die Agentur die Einstufung von RF als Priorität neu bewerten sollte. Und dann kommt eine Studie (Karipidis et al. 2024) von Wissenschaftlern im Auftrag der WHO, die einen kausalen Zusammenhang zwischen Mobiltelefonen und Krebs ausschließen würde! Die Behauptung wird sogar so dargestellt, als käme sie von der WHO selbst, aber sie ist nicht wahr.
Seien wir ehrlich: Die „beruhigenden“ Studien stammen von der ICNIRP, die nach Ansicht unserer Kollegen vom deutschen Verbraucherschutzverein Diagnose:Funk eine Organisation ist, die spezielle Interessen der Industrie schützt. „ Millionen Erwachsene und Kinder werden nun sorglos das Smartphone weiter nutzen, ohne zu wissen, dass die Gesundheitsrisiken erwiesen sind. Wir haben es hier nicht mit einem Einzelfall zu tun, nein, das ist ein System.“ So Peter Hensinger, Vorstand von Diagnose:Funk.
“Die Zweifel an der Arbeit von Karipidis“, so Prof. Fausto Bersani, Experte von Federconsumatori (RN) und Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses von ISDE Italia, der Vereinigung von Ärzten für die Umwelt, “sind vor allem darauf zurückzuführen, dass es sich nur um eine Überprüfung auf epidemiologischer Basis handelt, ohne Bezug auf Studien an Tieren, d.h. wir sind paradoxerweise wieder bei der Situation vor 2011 gelandet. Außerdem stellen die Autoren fest, dass ihre Ergebnisse im Einklang mit früheren Untersuchungen stehen – und dabei vergessen sie zu erwähnen, dass Karipidis selbst im Jahr 2018 zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war, allerdings unter Ausschluss von Personen über 59 Jahren aus seiner Analyse. Damit ignorierte er das größte Segment der Hirntumor-Population, im Durchschnitt über 60 Prozent, und garantierte so ein risikofreies Ergebnis. Die äußerst beruhigende Auslegung dieser Studie durch die Medien - so Prof. Bersani weiter - könnte sowohl zu einem unbekümmerten Umgang der Bevölkerung mit der drahtlosen Technologie als auch zu einer weiteren Anpassung der Grenzwerte nach oben führen, die in Italien ab Dezember 2023 bereits erfolgte (die gesetzliche Regelung brachte eine Korrektur von über 150% gegenüber dem vorherigen Wert)“.
In der Zwischenzeit, ausgerechnet um Weihnachten, kursieren nur „beruhigende“, oft falsche Nachrichten, und mittlerweile gibt es Konsumenten, die sich an die Verbraucherzentrale wenden, um uns darauf hinzuweisen, dass die Mobilfunkstrahlung jetzt nicht mehr schadet... Unsere einzige Antwort ist, dass wir weiterhin unabhängige Information verbreiten und darüber aufklären werden, dass die Risiken wohlbekannt und durchaus vorhanden sind. So wie wir es in den letzten 30 Jahren Tag für Tag getan haben.
Kontakt und Dokumentation über: infoconsum@verbraucherzentrale.it