Verbrauchertelegramm April 2008


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur April-Ausgabe Nr. 23


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.


 

„Ich komm aus dem Vertrag nicht raus!“

Immer noch gibt es bei den Schadensversicherungen Probleme bei Kündigungen von Verträgen mit mehrjähriger Laufzeit. Agenten und Agenturen betreiben ein regelrechtes Verwirrspiel. Die Verbraucherzentrale hat sich deshalb um Klärung an die Aufsichtsbehörde gewandt. Die Antwort von höchster Stelle lautet folgendermaßen: Ein Vertrag darf nach einer Mindestlaufzeit von drei Jahren unter Berücksichtigung einer Kündigungsfrist von 60 Tagen gekündigt werden. Wichtig ist einzig und allein, dass drei Jahresprämien bezahlt wurden. Der Rat der Verbraucherzentrale an die KonsumentInnen: „Überprüfen Sie rechtzeitig, ob die Kündigung angenommen wurde, bevor Sie einen neuen Vertrag mit einer anderen Gesellschaft unterzeichnen – und kämpfen Sie im Notfall um Ihr Recht!“

 

Bürgermeister in der Pflicht

In einem Offenen Brief fordert die VZS die Südtiroler BürgermeisterInnen auf, die Kaufkraft er BürgerInnen zu schützen und Sofortmaßnahmen gegen die Preisexplosion zu setzen. Gefordert wird u. a.: ein sofortiger Tarif- und Gebührenstopp für die nächsten zwei Jahre bei Müll, Wasser, Abwasser, Kindergärten, Schul-Mensen, Schwimmbädern, Personennahverkehr, Alters- und Pflegeheimen, Friedhof, Gemeindesteuern usw. Weiters werden effiziente Preisbeobachtungen auf Gemeindeebene und die Veröffentlichung von Preisvergleichen gefordert, sowie die Abschaffung des Einkommenssteuerzuschlages In allen Gemeinden die den Aufschlag auf die Einkommenssteuer eingeführt haben (Auer, Bozen, Branzoll, Brixen, Eppan, Gsies, Leifers, Meran, Montan, Terlan, Tramin, Sterzing, Villanders, Vintl).


 

Strahlende Sparlampen


Sparlampen haben ein Hochfrequenz-Vorschaltgerät. Dieses erzeugt im Frequenzbereich ab etwa 27 bis 52 Kilohertz ein starkes elektrisches Wechselfeld. Dieses ist außerdem mit 100 Hertz gepulst. Die im Auftrag von K-Tipp und Kassensturz im September 2007 durchgeführten Messungen haben ergeben, dass die Sparlampen den TCO-Richtwert von 1 Volt pro Meter für das elektrische Feld im Frequenzbereich von 2 bis 400 Kilohertz massiv überschreiten. Aus gesundheitlichen Gründen sollen Sparlampen nicht in Kopfnähe eingesetzt werden, also nicht in Lese-, Arbeits-, Hänge-, Steh- und Nachttischleuchten. Für Einzellampen ist ein Abstand von mindestens 1.5 m einzuhalten. Mehrere Sparlampen zusammen benötigen einen noch größeren Abstand. Deckenbeleuchtungen mit vielen Sparlampen werden selbst bei großem Abstand nicht empfohlen.

 

Darlehen übertragbar

Laut Bersani-Paket (Gesetz Nr. 40/2007) können Wohnbaudarlehen ohne Zusatzspesen von einer Bank zur anderen übertragen werden, wenn diese günstiger ist. Doch die Banken ziehen nicht recht mit, obwohl auch die Bankenvereinigung ABI in einem Rundschreiben vom 17.12.2007 alle Banken daran erinnert hat, dass „im Zuge einer Darlehensübertragung dem Kunden keinerlei Kosten irgendwelcher Art angelastet werden dürfen“. Das heißt im Klartext: auch keine Kosten für den Notar.
Auch im Falle einer Neuverhandlung der Bedingungen eines Darlehens mit der gleichen Bank dürfen für die VerbraucherInnen keine Kosten anfallen (diese Option wird von den Banken der Übertragung eindeutig vorgezogen). Vorsicht: eine Neuverhandlung ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Kunde und Bank, d.h. dass die Bank nicht gesetzlich verpflichtet ist, diese zu gewähren!

 

Deine Unterschrift gegen die Ausweitung des “copyright”

Die Europäische Kommission denkt derzeit drüber nach, die Autorenrechte von bisher 50 Jahren (in Italien und anderen Ländern 70 Jahre) auf 95 Jahre auszudehnen. Nachdem nicht davon auszugehen ist, dass die Autoren selbst in den Genuss dieser zeitlichen Dehnung ihres Rechtes kommen, weil sie wohl nur in Ausnahmefällen alt genug dafür würden, klingt das Ganze sehr nach einem guten Lobbying vonseiten der Musikindustrie. Sie wäre die einzige Nutznießerin der Verlängerung, sehr zum Schaden der (Musik)-KonsumentInnen, denen der Zugang zum kulturellen Musikerbe erschwert würde. Mit einer digitalen Unterschrift können sich EuropäerInnen jetzt diesem Ansinnen der Kommission widersetzen: http://www.soundcopyright.eu

 

Verbraucherpreis 2008

Zwei besonders herausragende Beispiele für engagiertes Verbraucherverhalten haben den Verbraucherpreis 2008 ex equo erhalten: Die Schüler des Lehrganges für Industrie- und Gebäude- Automation der Berufsschule Bruneck haben eine Broschüre zur Photovoltaik erstellt, welche eine Lücke im Informationsangebot zum Thema Photovoltaik schließt. Angelo Vezzaro aus Bozen hat in einem fünfjährigen Gerichtsverfahren das Prinzip auf Verbraucherinformation auch für Autobahngesellschaften erstritten.
Der Verbraucherpreis wird heuer zum siebten Mal vergeben, die bisherigen Preisträger sind:
2001: Raiffeisenkasse Bozen – Ethikalbanking
2002: Bozner Eisdiele "Avalon".
2003: Ultner Selbstvermarktungsbetrieb der Traudl und des Erhard Schwienbacher ex equo mit dem Naturnser Konsumenten Konrad Gufler
2004: Second Hand Laden Geckko (Meran)
2005: Pendlerinitiative Siebeneich
2006: Luciano Clementi Konsumgenossenschaft Koncoop

ÜBRIGENS: Die Verbraucherzentrale sammelt das ganze Jahr über Vorschläge für den Verbraucherpreis und freut sich über jeden Hinweis!


 

Buchtipp:


„Und Tschüss!“ Urlaub ohne Reue
Endlich Urlaub, so träumen wir jedes Jahr aufs Neue. Doch unsere Reisen haben ihren Preis. Der britische Bestsellerautor Leo Hickman („Fast nackt“) weiß, wie hoch der Preis ist und wer ihn bezahlt: Das indische Hausmädchen in Dubai zum Beispiel, das ein Tausendstel des Gastes verdient, dessen Zimmer sie versorgt. Oder die 1,5 Millionen Menschen, die andernorts nichts zu trinken haben, weil in den Alpen die Schneekanonen laufen. Was geschieht wirklich hinter den Kulissen, während wir unsere wohlverdiente Erholung suchen? Eine aufrüttelnde und längst überfällige Lektüre für alle, die wieder mit gutem Gewissen verreisen wollen. Leo Hickman ist um die Welt gereist und wollte wissen: Wie hoch ist der Preis für unseren Urlaub? Er hat die beliebtesten Urlaubsparadiese der Welt besucht und im Gespräch mit Touristenmanagern und Kellnern, mit Souvenir-Verkäufern und Prostituierten, mit Umweltschützern und Hoteliers, mit Zimmermädchen und Lokalpolitikern die Kehrseite unserer Sehnsüchte kennen gelernt. Ein globales Reisetagebuch der anderen Art, das unser Bewusstsein schärft und jedem zu empfehlen ist, der seine nächste Reise plant. Denn, wie Leo Hickman ebenfalls zeigt: Auch eine andere Art des Tourismus ist möglich.
Leo Hickman: „Und Tschüss! Was wir anrichten, wenn’s uns in die Ferne zieht.“
Pendo Verlag, München 2008, 400 Seiten, 19,90 Euro.
Tipp: Die letzen zwei Kapitel stehen auf der Homepage von greenpeace gratis als pdf-Download zur Verfügung.
www.greenpeace-magazin.de

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