Verbrauchertelegramm April 2009


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur April-Ausgabe Nr. 23


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.


Neuer Vorsitz, neuer Vorstand, neues Leitbild

Der neue Vorsitzende der VZS heißt Maurzio Albrigo, seine Stellvertreterin Heidi Rabensteiner. Beide werden zwei Jahre im Amt sein und dann gemäß ethnischer Rotation den Rollentausch vornehmen. Daneben wurde auch der Vorstand neu bestellt. Ihm gehören Maria Federspiel, Martin Wieser und Alfred Ebner an. Gewählt wurde das Leitungsgremium der Verbraucherzentrale, das vier Jahre im Amt bleibt, von der Mitgliederversammlung, welche sich aus Einzelmitgliedern und VertreterInnen der Mitgliedsvereine zusammensetzt. Die Neuwahl erfolgt traditionell anlässlich des Weltverbrauchertages, der am 15. März begangen wird.


Jahresbericht 2008

Die MitarbeiterInnen der VZS haben laut Jahresbericht 2008 im vergangenen Jahr bei Interventionen für die KonsumentInnen insgesamt 713.700 Euro an Streitwerten gesichert. Rund 46.000 Ratsuchende haben telefonisch, persönlich, schriftlich oder bei Veranstaltungen der Verbraucherzentrale Kontakt zu deren Einrichtungen und Angeboten gesucht, dies entspricht einem Plus von 7 % gegenüber dem Vorjahr. Dazu kommen fast zwei Millionen KonsumentInnen, die das Informationsangebot über die Internetseite genutzt haben. Der Jahresbericht ist auf der Homepage der VZS nachzulesen.


Unerbetene Telefonanrufe und SMS-Mitteilungen

Die Gesellschaft 3 (H3G) wurde von der Datenschutzbehörde zu einer Schadensersatzzahlung von 250 Euro an eine Konsumentin verurteilt, weil diese sich von unerbetenen Werbebotschaften und -anrufen belästigt fühlte. Die Verbraucherzentrale hat der Konsumentin beim Rekurs zur Seite gestanden und zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis: Der Fall wird nun auch der Wettbewerbsbehörde wegen unfairer Geschäftspraktiken vorgelegt.


Verbraucher und Agenten gemeinsam auf Barrikaden

Die Verbraucherzentrale Südtirol und die Vereinigung der Versicherungsagenten (SNA Bozen) starten eine gemeinsame Initiative im Interesse der Verbraucher.
Im Mittelpunkt der Initiative steht das klare "NEIN" beider Seiten gegen die Pläne der Regierung, das Bersani Gesetz abzuändern. Dieses Gesetz hatte wesentliche Neuerungen und Vorteile im Versicherungswesen gebracht. Jetzt will die Regierung Vieles davon wieder rückgängig machen.


Qualitätscharta für Justiz

In einem Offenen Brief an Justizminister und Obersten Richterrat fordert die VZS, sofort eine Qualitätscharta einführen. In deren Zentrum steht die Festlegung von Qualitätsstandards und eines entsprechenden Pflichtenhefts für den "Dienstleister". Wird eine dieser Pflichten verletzt, können sich die BürgerInnen der vorgesehenen Schutzmaßnahmen bedienen, um Abhilfe zu schaffen.


Jugendgefährdende Werbung von Red Bull

Besorgte Eltern hatten auf die massive Werbung von Red Bull vor Oberschulen aufmerksam gemacht. Nach einer Anzeige durch die VZS bei der Antitrustbehörde sind nun die Urteile gesprochen: Red Bull Srl wurde zu einer Geldstrafe von 80.000 Euro verdonnert.


Kein Tropenholz in unseren Wohnungen

...das sollte Standard sein. In Asien und Afrika existieren durch den Raubzug der internationalen Holzkonzerne nur mehr etwa 30% der tropischen Regenwälder. Jetzt hat der steirische Parkettböden- und Stiegenhersteller Weitzer Parkett ein Zeichen in Sachen Klimaschutz gesetzt, er verwendet ab sofort nur mehr heimisches Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Das gesamte Tropenholz ist aus dem Sortiment genommen. Laut Greenpeace übernimmt Weitzer Parkett damit eine wegweisende Rolle in der europäischen Parkettindustrie.


Verpackung kommt nicht auf die Waage

Das Brotsackl oder das Papier vom Aufschnitt mitzuwiegen ist nicht legal.
Wer offene Ware einkauft, muss das Verpackungsmaterial nicht mitbezahlen. Die so genannte Tara muss also vom Gesamtgewicht abgezogen werden. Wenn die Waage das nicht automatisch macht, so muss per Kopf nachgerechnet werden.


Verbraucherstudium

Verbraucherwissenschaften als Studium bietet ab dem Wintersemester 2009/10 die TU München im europäischen Masterstudiengang "Consumer Affairs". Zielgruppe sind Bachelorabsolventen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, der Natur- und Ingenieurswissenschaften. Das Studium dauert vier Semester, unterrichtet wird auf Englisch. www.eureca-online.eu


Abos auf Kinderhandys

Kinder haben auf ihren Handys alle möglichen Abos laufen, die ihnen kleinere und größere Beträge abziehen. Die Kinder wissen oft nicht, wie sie diese Abos wieder loswerden können, trauen sich aber daheim nichts zu sagen, mitunter auch deshalb, weil die Abos Dienste betreffen, die eigentlich nicht für Kinder gedacht sind. Eltern wird dringend empfohlen, die Handys der Kinder nach eventuellen Abos abzuklopfen.


Öffis fahren, Steuer sparen

Wer ein Abo des öffentlichen Personentransportdienstes in Südtirol besitzt, kann dieses von der Steuer absetzen. Dazu muss man die gebrauchten Fahrscheine und eine Bescheinigung des Betreibers beilegen. Diese Bescheinigung kann man auch online abrufen. Die Adresse lautet: www.sii.bz.it. Abziehbar sind auch die Ausgaben für die Abos zu Lasten lebender Familienmitglieder.


Klimapakt

Die Alpen zu einer Modellregion für den Klimaschutz zu machen. Das ist die Aufforderung, welche Organsiationen, Institutionen und Netzwerke derzeit an die Vertragsparteien der Alpenkonvention richten. Diese sollen anlässlich der X. Alpenkonferenz außerdem einen griffigen Aktionsplan zur Verminderung des und zur Anpassung an den Klimawandel in den Alpen beschließen. Die Verbraucherzentrale Südtirol hat die Aufforderung zum "Klimapakt" bereits unterzeichnet.


Stevia ausgebremst

Die aus Paraguay stammende Pflanze Stevia ist eine "gesunde" Alternative zu Zucker. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Sommer 2008 Stevia als unbedenklich und sicher eingestuft. In Japan, Australien, den USA oder der Schweiz stehen Stevia-Produkte in den Supermärkten im Regal Doch weil die Zuckerindustrie in Brüssel erfolgreich Lobbying betreibt, haben Stevia-Produkte in der EU bislang keine Zulassung erhalten. Sämtliche Anträge wurden bisher ausgebremst.


Aus für Fieberthermometer

Ab dem 3. April gibt es keine Fieberthermometer mit Quecksilbersäule mehr zu kaufen. Italien setzt damit eine EU-Richtlinie um, die den Quecksilbergehalt im Hausmüll senken will. Bleibt die Frage, warum die EU dann gleichzeitig die Einführung der Sparlampen forciert, die ebenfalls einen hohen Quecksilbergehalt aufweisen.


Steter Tropfen höhlt ... die Brieftasche

Durch einfache Wasserspartipps lassen sich über 200 Euro einsparen. Wasser während des Zähneputzens, Rasierens und Einseifens abdrehen, fünf-Minuten-Dusche anstatt Vollbad, Einsatz von Durchflussbegrenzern und Sparspülungen sind nur einige der Tipps, die die VZS dazu gibt.


Aktion Verzicht 2009

Eine ganze Reihe von Institutionen und Vereinen - Forum Prävention, Katholischer Familienverband, Caritas, deutsches und ladinisches Schulamt sowie die Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste laden auch heuer dazu ein, anlässlich der Fastenzeit über die eigenen Konsum- und Gewohnheitsmuster, Verzicht und Solidarität nachzudenken. Getreu dem Motto: Weniger ist mehr. Infos unter www.aktion-verzicht.net.


Webseiten des Monats

www.atmosfair.de
www.myclimate.org
Anbieter von Ausgleichsprojekten für den Emissionsausgleich im Flugverkehr, investieren das Geld in Solar- Wasserkraft- und Biomasseprojekte.
www.sii.bz.it
Umfangreiche Informationen über das Transport Verbundsystem im Öffentlichen Nahverkehr, Fahrpläne, Tarifsysteme, Abonnements


Buchtipp

Barber, Benjamin
Consumed!
Wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Demokratie untergräbt.


Zielte früher die Wirtschaft auf die Herstellung richtiger und nützlicher Produkte, so ist die neue verbraucherorientierte Ökonomie darauf aus, Bedürfnisse und Marken zu schaffen. Und damit diese Märkte dann auch funktionieren, werden Kinder zu Konsumenten gemacht und Erwachsene in infantile Schnäppchenjäger transformiert. Der Konsumkapitalismus braucht das infantile Ethos, weil er das Einfache dem Komplexen vorzieht und Spaß und Freizeit anstatt Disziplin und Verzicht favorisiert. Diese Infantilisierung ersetzt zunehmend und in allen Bereichen die Ethik, was letztlich auch zur Zerstörung der Demokratie führen wird.
Der Autor Benjamin Barber schreibt seit Jahren über den Niedergang der Zivilgesellschaft und was dagegen zu tun ist. VZS Geschäftsführer Walter Andreaus hat das Buch gelesen. Sein Kommentar: "In der Analyse hervorragend, in der Konsequenz dürftig".

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