Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Ausgabe Nr. 30
Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.
Time-Sharing: Wiederverkauf fast unmöglich
Es gibt unzählige Verbraucher, die vor allem in den 90er Jahren von ausgebufften Verkäufern durch den Einsatz gewiefter Überzeugungstechniken ein Timesharingrecht, also das Recht über einen langen Zeitraum (auf jeden Fall mindestens 3 Jahre lang) eine Immobilie in einer Ferienanlage in Spanien, Afrika oder anderen exotische Reisezielen während eines bestimmten Zeitraum des Jahres (eine Kalenderwoche oder länger) zu nutzen, erstanden haben. Dem Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) in Bozen ist bislang noch kein einziger Fall bekannt, bei welchem ein Verbraucher tatsächlich in der Lage war, seine Timesharing- Quote zu verkaufen. Unser Rat an diejenigen, die versuchen, sich von ihren Quoten zu befreien, ist natürlich, Vorsicht walten zu lassen, wenn man Angebote, die Quoten weiter zu verkaufen oder gegen Urlaubspunkte einzutauschen, bekommt. Das kleinere Übel ist sicherlich, seine Quote kostenlos den Timesharing-Unternehmen zu überlassen, und somit wenigstens die weitere Zahlung der Betriebskosten zu vermeiden, und vor allem neuen Verträgen mit weiteren Kosten auszuweichen!
Wasser ist keine Handelsware!
Am 24. April beginnt die italienweite Unterschriftensammlung gegen die vom Parlament beschlossene Privatisierung der Wasserversorgung. Im "Forum der Bewegungen fürs Wasser" (Forum Italiano dei Movimenti per l'Acqua, www.acquabenecomune.org) sind hunderte Komitees zusammengeschlossen, die in den nächsten 3 Monaten mindestens 500.000 Unterschriften für die Zulassung eines diesbezüglichen Referendums sammeln wollen. Ab Anfang Mai kann man bei den Südtiroler Gemeindeverwaltungen von Gemeinden mit mehr als 3.000 Einwohnern für die Abhaltung des Referendums unterschreiben, mit welchem das bereits vom Parlament beschlossene Gesetz zur Privatisierung der Wasserversorgung wieder abgeschafft werden soll. Ab ca. Mitte Mai wird man in allen Südtiroler Gemeinden dagegen unterschreiben können.
Förderungen für Küche, Herd und Co.
Um die lahmende Nachfrage in Italien auf Trab zu bringen hat die Regierung einen Fördertopf von 300 Millionen Euro eingerichtet. Ob der Ankauf von Motorrädern, Kücheneinrichtungen, Haushaltsgeräten ansteht oder ob ein Internetzugang für die Jugend angelegt wird, ab 15. April gibt es Förderungen wenn dabei laut Dekret auf die Energieeffizienz und die Umwelt Rücksicht genommen wird. Bei der zu erwartenden Werbeschlacht sollten die VerbraucherInnen jedoch aufpassen, dass die öffentlichen Beiträge an die Händler nicht zu versteckten Preiserhöhungen missbraucht werden. Wie bei den Beiträgen für die Zahnarztkosten oder für die Miete ist darauf zu achten, dass die angebotenen Preise am Markt auch konkurrenzfähig sind. Und noch etwas sollten die VerbraucherInnen nicht vergessen: die Förderungen gelten wohl bis Jahresende, aber nur bis der entsprechende Topf leer ist. Der Zugang zu den Förderungen erfolgt über den Handel; der jeweilige Händler nimmt einen entsprechenden Preisabschlag bei der Bezahlung vor. Eine Tabelle mit der genauen Übersicht der Förderungen und Zugangskriterien finden Sie hier.
Sieben Schritte zum richtigen Darlehen
Wie gelangt man zum bestmöglichen Darlehen? Im Faltblatt "Sieben Schritte für die Wahl des richtigen Darlehens" geben das Notariatskollegium Bozen und die Verbraucherzentrale Südtirol nützliche Tipps all jenen, die einen Bankkredit aufnehmen möchten: Wohnungssuchenden und Häuslebauern ebenso wie Personen, die anderweitige Pläne verfolgen. Diese Initiative folgt dem Beispiel der Notare und Verbraucherverbände auf nationaler Ebene, wo bereits mehrere Kampagnen zur Bürgerinformation gestartet wurden. Weitere gemeinsame Publikationen sollen folgen. Das Faltblatt ist seit kurzem kostenlos beim Notariatskollegium Bozen, Rosministr. 4, (Tel. 0471 981953, consigliobolzano@notariato.it), bei jedem Südtiroler Notar sowie bei der Verbraucherzentrale Südtirol, und unter folgendem Link erhältlich.
Zertifizierte E-Mail-Adressen für BürgerInnen
Geschätzte 190 Stunden pro Jahr verbringen Italiens BürgerInnen in der Warteschlange vor einem Behördenschalter. Diese Zahl sollte sich nun drastisch reduzieren: ab 26. April haben BürgerInnen nämlich die Möglichkeit, über www.postacertificata.gov.it kostenlos eine zertifizierte E-Mail-Adresse anzufordern. Über diese E-Mail-Adresse wird es dann möglich sein, mit allen öffentlichen Verwaltungen in Kontakt zu treten, ohne persönlich vorsprechen zu müssen. Eine Nachricht von einer zertifizierten E-Mail-Adresse hat den gleichen rechtlichen Wert wie ein Einschreiben mit Rückantwort. Weitere Infos: www.postacertificata.gov.it.
Gebäudequalität als Zugangsschlüssel zur Förderung
Seit Dezember rätselten Bauherren, wie es mit Förderungen für Energiesparmaßnahmen weitergehen würde. Nun weiß man es: um in den Genuss der Landesförderung zu kommen ist für einige Energiesparmaßnahmen (wie z.B. die Wärmedämmung an bestehenden Gebäuden oder der Einsatz von Heizanlagen mit Biomasse wie Hackschnitzel, Pellets, Stückholz) nun das Erreichen einer entsprechender Klimahausklasse notwendig. Neben zahlreichen anderen Neuerungen wurde auch die Mindestausgabe von 4.000 € auf 6.000 € angehoben. Ob diese neue Lösung wirklich gerecht ist, sei dahingestellt: Verbraucherschützer befürchten, dass "weniger Verdienende" auf den ständig steigenden Heizkosten sitzen blieben werden, da sie sich eine energetische Totalsanierung und den Austausch ihrer alten Heizanlage nicht mehr leisten können.
Strafe für Ford
Der Werbe-Slogan vermittelte die grundlegende Botschaft, dass der Kunde einen Neuwagen um 50% des Wertes bzw. zum Preis eines Gebrauchtwagens erwerben könne. Ein Trugschluss, wie viele KonsumentInnen erfuhren, denn hinter der ausgeklügelten Werbebotschaft verbirgt sich nichts anderes als ein Finanzierungsplan für das jeweilige Fahrzeug. Die Antitrustbehörde stellt nunmehr eine irreführende Werbebotschaft fest, und verhängte gegen Ford Italia und verschiedene beteiligte Konzessionäre, darunter die in Bozen tätige Garage Alpe, Strafen von insgesamt 255.000 Euro.
Positivliste der Versicherungsvermittler
Mit einer Gesetzesänderung im August 2009 ist es den Versicherungsvermittlern wieder möglich, Mehrjahresverträge anzubieten, mit denen die KonsumentInnen ganze 5 Jahre an einen Vertrag gebunden werden können. In einer Positivliste veröffentlicht die VZS nun auf ihrer Website die Namen jener 85 Vermittler (von rund 120 angeschriebenen), die erklärt haben, ausschließlich Verträge mit jährlicher Fälligkeit anzubieten. Eine konkrete Hilfestellung für freiere und flexiblere Entscheidungen am Versicherungsmarkt.
RAPEX: Schutz vor gefährlichen Produkten in der EU
Die Zahl der über das Schnellwarnsystem der EU für gefährliche Produkte (RAPEX) ergangenen Warnungen ist 2009 gegenüber 2008 um 7% gestiegen; dies geht aus dem kürzlich vorgestellten RAPEX-Jahresbericht der Europäischen Kommission hervor. Der Anstieg von 1.866 Meldungen im Jahr 2008 auf 1.993 im Berichtsjahr zeigt, dass die Leistungsfähigkeit des RAPEX-Systems 2009 weiter zugenommen hat. Auch nehmen die europäischen Unternehmen ihre diesbezügliche Verantwortung ernster und ziehen ihre nicht sicheren Produkte bereitwilliger vom Markt zurück. Detaillierte Informationen auf www.euroconsumatori.org.
Gebrauchtwagen: worauf man Anspruch hat
Der Verbraucherschutzkodex regelt auch die Gewährleistung und Garantie der Gebrauchtwagen. So ist z.B. festgelegt, dass die gesetzliche Gewährleistung auch bei gebrauchten Autos gilt, sofern diese bei einem Händler und nicht bei einer Privatperson gekauft wurden, dass diese Gewährleistung eine Dauer von mindestens einem Jahr haben muss, und dass es sich bei der Gewährleistung um ein nicht verzichtbares Recht handelt. Detaillierte Infos unter www.verbraucherzentrale.it im Infoblatt: "Gebrauchtwagen - Welche Gewährleistung besteht wirklich".
Nahrungsergänzungsmittel: wann Vorsicht geboten ist
Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt weltweit. Besonders bei jungen sportlichen und gestressten Menschen mit höheren Bildungsstand und ausgeprägtem Gesundheitsbewusstsein liegen diese Produkte im Trend. Besondere Vorsicht ist geboten: wenn das Mittel "Wunder" wirken soll (schnell und ohne Nebenwirkungen); wenn das Präparat bei Krankheit helfen soll (ist verboten!); wenn die vollständige Anschrift des Vertreibers fehlt; Finger weg von Internetkäufen! Nahrungsergänzungsmittel, die auf dem internationalen Markt angeboten werden, sind sehr unterschiedlich zusammengesetzt und enthalten verschiedene Mengen an Inhaltsstoffen. Auf keinen Fall sollten Sie mehrere Präparate kombiniert einnehmen. Detaillierte Infos im Infoblatt: "Nahrungsergänzungsmittel".
Webseite des Monats
www.postacertificata.gov.it
Kostenlose zertifizierte E-Mail-Adresse für alle BürgerInnen