Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Ausgabe Nr. 44
Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.
Index gegen hohen Stromverbrauch
Mit einem „Stromverbrauchsindex“ (SVI) blasen die deutschen Verbrauchschützer jetzt zum Angriff auf hohe Stromrechnungen. Der SVI setzt sich folgendermaßen zusammen:
P x 500 kWh + 500 kWh = Zielwert kWh.
Für "P" steht die Anzahl der Personen im Haushalt. Die Rechenformel gibt einen Zielwert für den Stromverbrauch des individuellen Haushalts vor. Der SVI ist so bemessen, dass er den typischen Haushalt zur Grundlage nimmt und gleichzeitig realistische Einsparpotenziale berücksichtigt. Liegt der eigene Stromverbrauch über dem ermittelten Wert, sollte man aktiv werden.
Beispielberechnung: Ein Zweipersonenhaushalt verbraucht jährlich 3.200 kWh Strom, das warme Wasser wird über den Heizkessel im Keller bereitgestellt. Der Stromverbrauchsindex (SVI) berechnet sich dann wie folgt:
2 Personen x 500 kWh + 500 kWh = 1.500 kWh.
Dieser Wert kann als Ziel für den Stromverbrauch genommen werden. Gegenüber dem derzeitigen Stromverbrauch des Haushaltes besteht demnach ein Einsparpotential von 1.700 kWh. Dies entspricht 53%. Ein kurzfristiges Stromsparziel könnte zunächst die Einsparung von etwa 650 kWh sein, also etwa 20%.
Hohe Spritpreise – Kilometergeld für Berufspendler
Das Land Südtirol nascht indirekt an den hohen Benzinpreisen mit. Die Familien wurden allein durch direkte und indirekte Erhöhungen der Treibstoffpreise in den letzten Monaten mit 600 Euro pro Jahr belastet. Besonders draufzahlen müssen die Pendler. Angesichts der enorm hohen Treibstoffpreise fordert die VZS jetzt eine dringende Entlastung jener Pendler, die auf das eigene Auto angewiesen sind.
Direkte Demokratie: Bozen windet sich
Im Hinblick darauf, dass im Gemeinderat demnächst das überarbeitete Statut zur Behandlung und zur Abstimmung kommt und aufgrund der Tatsache, dass die darin enthaltenen Bestimmungen zur direkten Bürgermitbestimmung dringend einer Überarbeitung bedürfen, aber auch angesichts der Tatsache, dass die von der zuständigen Kommission vorgeschlagenen neuen Bestimmungen nicht einem modernen Ansatz von Bürgermitsprache und Bürgerbeteiligung entsprechen, bekräftigt die Verbraucherzentrale in einem Offenen Brief ihre Unterstützung für die von der Initiative für mehr Demokratie vorgeschlagenen Änderungen zugunsten der direkten BürgerInennbeteiligung.
Stärkung der Kaufkraft
Die Landesregierung muss konkrete Impulse zur Stärkung der Kaufkraft
geben – das fordert der Vorstand der VZS. Im Rahmen der Hausaufgaben, die auch die öffentlichen Institutionen zu machen haben, schlägt die Verbraucherzentrale unter anderem folgende Sofortmaßnahmen vor:
- Abschaffung oder progressive Gestaltung des regionalen Einkommenssteuerzuschlags, sodass nur Gutverdiener diesen bezahlen (ist laut Verfassungsgerichtsurteil Nr. 2/2006 durchaus möglich). Auf die Gemeinden mit Gemeindezuschlag (Auer, Bozen, Branzoll, Brixen, Eppan, Gsies, Leifers, Meran, Montan, Terlan, Tramin, Sterzing, Villanders, Vintl) Druck ausüben, damit auch diese den Zuschlag beseitigen. Andere (ärmere) Regionen Italiens kommen ohne aus.
- Aktive Preisbeobachtung durch die Preisbeobachtungsstelle mit Beteiligung der Sozialpartner und Konsumentenschützer.
- Einsetzung einer Untersuchungskommission des Landtages über die Entwicklung von Kaufkraft, Armut und Reichtum in Südtirol sowie der Lokallohnentwicklung im Lande.
- Soziale Stützungsmaßnahmen für die Wenigverdiener und Familien ausbauen. Das Land soll alle Gebühren und Tarife in Landeszuständigkeit auf zwei Jahre einfrieren. Vor jeder weiteren Tariferhöhung die Sozialpartner (Arbeitnehmer-, Wirtschafts- und Verbrauchervertreter) anhören.
Geldanlegen, aber wie?
Auf rund 7.800 Millionen Euro belaufen sich die Einlagen, über die die Südtiroler verfügen. Gleichzeitig drückt aber auch eine Schuldenlast von rund 31.000 Euro pro Familie auf die Schultern der Südtiroler. Wer das Glück hat, Geld auf die Seite legen zu können, steht vor der Frage nach dem „Wie?“. Ein 200 Seiten starker Leitfaden ist die Antwort darauf. Der Leitfaden „Verantwortlich anlegen“ wurde in einer Auflage von 30.000 Stück an die Haushalte versandt und wird über Land und Verbraucherzentrale kostenlos verteilt. Er steht außerdem zum Download zur Verfügung ("Verantwortlich anlegen").
Teure Gemeinden, billige Gemeinden
Die Beobachtungsstelle für Preise und Tarife der Autonomen Provinz Bozen veröffentlicht alle Gemeindetarife, welche von den einzelnen Gemeinden im Jahr 2007 eingehoben und gemeldet wurden.
Eine vierköpfige Familie mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von 50.000 € und einer Wohnung von 100m² gab im Jahr 2007 am meisten für Kanalisation und Abwasserklärung aus, und zwar durchschnittlich 198 €. Auch was den Mindest- und Höchstbetrag betrifft, führen diese Ausgaben die Liste aller Gemeindetarife an (mindestens 110 € in Gargazon und maximal 320 € in Olang). Auf dem zweiten Platz liegt der kommunale IRPEF-Zuschlag mit einem Mittelwert von 126,47 €. Hier gilt festzuhalten, dass im Jahr 2007 nur 17 von 116 Gemeinden diesen Zuschlag eingehoben haben. Es folgen die Tarife für die Müllentsorgung mit einem Mittelwert von 94,26 €, die Trinkwassergebühr (73,74 €) und die Gemeindeimmobiliensteuer (47,15 €).
Obwohl in der Gemeinde Pfatten der kommunale IRPEF-Zuschlag nicht eingehoben wird, ist sie jene Gemeinde, in welcher die Familien mit durchschnittlich 760,87 € die höchsten Tarifabgaben leisten, gefolgt von Brixen (700,61 €), Meran (663,60 €), Salurn (651,38 €) und Leifers (649,99 €). Im Vergleich zu 2006 hat sich die Situation der Familien in Pfatten leicht verbessert (-20,07 €), während sich jene der Meraner Familien leicht, jene der Salurner Familien aufgrund der Einführung des IRPEF-Zuschlages hingegen erheblich verschlechtert hat (+18,52 € bzw. +101,39 €). Von allen untersuchten Tarifen(1) weisen jener der Kanalisation und Abwasserklärung und jener für den Kindergartenbesuch die geringste Differenz zwischen Mindest- und Höchstbetrag auf (1:3), während der größte Unterschied im Bereich des Trinkwassers zu finden ist (1:11).
Quellen:
Beobachtungsstelle Preise
(Quelle ASTAT, Aktuelles, Gemeindetarife 2007)
Buchtipp
„Die Chancen der Globalisierung“
Joseph Eugene Stiglitz (* 9. Februar 1943 in Gary, Indiana) ist ein US-amerikanischer Ökonom. Für seine Arbeiten über das Verhältnis von Information und Märkten erhielt er 2001 zusammen mit George A. Akerlof und Michael Spence den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.
In Die Chancen der Globalisierung kritisiert Stiglitz die augenblickliche Form der Globalisierung, aber nicht die Globalisierung an sich, denn er hofft in dem Buch gezeigt zu haben, „dass wir die Globalisierung so organisieren können, dass sie ihren Versprechen eher gerecht wird.“ Mit den Versprechen meint Stiglitz vor allem die Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern. (wikipedia)
Stiglitz, Joseph E.
Die Chancen der Globalisierung
Siedler Verlag, 2006