Verbrauchertelegramm März 2009


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur März-Ausgabe Nr. 16


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.


Grippe, Schnupfen & Co.

Auch Coldiretti, die große Landwirtschaftslobby in Italien, empfiehlt die "alten Hausmittel" bei der Bekämpfung von Grippen und Erkältungen, die auch diesen Winter zahlreiche MitbürgerInnen ans Bett fesseln. Vorbeugend hilft der Verzehr von Saisonsobst und -gemüse mit einem hohen Vitamin C-Gehalt (Zitrusfrüchte und Kiwi). Großmutters Tipps ersetzten aber auch die Einnahme der mittlerweile sehr begehrten und teuren Multivitaminpräparate. Einige Beispiele: Gegen Halsschmerzen hilft Gurgeln mit dem Saft von zwei Zitronen, etwas Wasser und Salz, gegen Husten der Saft einer Zitrone mit einem Esslöffel Honig, zur Beschleunigung des Heilungsprozesses der Verzehr von reifen Tomaten im Rohzustand, auch frisch gepresst.


Versicherungen: Bersani-Gesetz schützen

Hände weg vom Bersani-Gesetz lautet der Warnruf vieler Konsumentenschützer: Hart erkämpfte Rechte zum Schutz von Versicherten und zur Liberalisierung des Versicherungsmarktes sollen nach Wunsch der aktuellen Regierung wieder abgeschafft werden. Insbesondere bangt man um die Regelung zum "Plurimandat" (mehr Konkurrenz und günstigere Preise) und jene zur Kündigung von Mehrjahresverträgen (nach einem Jahr). Die VZS protestiert mit einem Brief an den zuständigen Minister Scajola.


Umtausch, Garantie - aber wie?

Der Winterschlussverkauf hat erneut Zweifel aufkommen lassen über Rechte und Ansprüche von VerbraucherInnen. Die VZS unterstreicht abermals, dass auch bei sensationell niedrigen Preisen das Gesetzes zur Gewährleistung gilt. Jeden Mangel, auf den ein Geschäft nicht ausdrücklich hingewiesen hat, kann der Kunde, wenn er ihn später bemerkt, reklamieren. Die Frist, Fehler zu beanstanden, währt zwei Jahre ab Kaufdatum, 60 Tage ab Entdeckung. In den ersten sechs Monaten liegt die Beweislast beim Händler. Einen Gutschein muss der Verbraucher keinesfalls akzeptieren.


EU ändert Warnsymbole auf Verpackungen

Lackdosen, Insektensprays, Pflanzenschutz- oder Putzmittel: VerbraucherInnen werden ab 2010 mit neuen Symbolen auf die Gefährlichkeit eines Produkts hingewiesen. Eine EU-Verordnung regelt die neue einheitliche Kennzeichnung mit einer Reihe von Piktogrammen. Gemeinsamer Nenner ist eine rot umrahmte Raute. Bestände mit alter Kennzeichnung dürfen allerdings noch bis 2012 (für Chemikalien) und bis 2015 (für Gemische, die diese Chemikalien enthalten) verkauft werden. Im April-Heft des Verbrauchertelegramms finden Sie eine Liste dieser neuen Warnsymbole.


Telefonisches Marketing: Neue Heuschreckenplage?

Es zeichnet sich ein weitere Rückschritt in Sachen Verbraucherschutz ab: Geht es nach dem Willen der Regierung, so dürfen Call Center bis Ende 2009 all jene Datenbanken zu Werbezwecken verwenden, die anhand von vor dem 1. August 2005 (ohne Einwilligung der Betroffenen) veröffentlichten Telefonbüchern zusammengestellt wurden. Dieser Abänderungsantrag wäre ein Freibrief zur uneingeschränkten BürgerInnenbelästigung für die Marketing-Gesellschaften. Die Methode des Telefonterrors als Verkaufsstrategie greift v.a. bei allein lebenden Senioren. Der Tipp: Sofort auflegen und sich auf kein Gespräch einlassen. In der VZS verurteilt man diesen erneuten Rückschritt in Sachen Verbraucherrecht aufs Schärfste und hofft auf einen Rückzieher.


Sicherheit daheim: Der Fön

Auch wenn die Technik mit Meilenstiefel unterwegs ist, gilt nach wie vor die Grundregel: Den elektrischen Haartrockner nie in Kontakt mit Wasser verwenden, darum nur mit trockenen Händen und besohlten Füßen. Filter und Luftzufuhrbereich müssen frei von Haaren und anderen Hindernissen sein. Sind die Haare trocken, nicht nur abschalten, sondern Fön ausstecken. Darauf achten, dass das Gehäuse nicht mehr heiß ist, bevor man den Kabel daran aufwickelt. Auf der Internetseite der Sicherheits-Zertifizierungsfirma IMQ (www.imq.it) finden sich weitere nützliche Tipps für ein "sicheres Zuhause".


Rai-Gebühr: Noch keine Erleichterung in Sicht

Ein Jahr nach dem Finanzgesetz von 2008 mit dem entsprechenden Artikel zur Entlastung von Senioren 75+. wurden noch immer keine Vorkehrungen getroffen, das Gesetz anzuwenden. Dafür werden Inspektoren herumgeschickt, die Säumige widerrechtlich einschüchtern. Die VZS wiederholt ihre Forderung nach der Abschaffung der Rai-Gebühr und Einführung einer Steuer, die an das besteuerbare Einkommen gekoppelt und damit gerechter ist. Weitere Vorteile: Keine SchwarzseherInnen mehr und Einsparung der Gebührenerhebung.


Nachhaltige Lebensstile kommunizieren

Ein UNESCO und UNEP-Kit für das Weitergeben von Praktiken, Tipps und Regeln nachhaltigen Lebens auf dieser Erde gibt es auf der Webseite www.youthXchange.net auf Englisch und Französisch, leider noch nicht auf Deutsch. Trotzdem stellen die Inhalte, Zahlen, Fakten, Empfehlungen praktische und nützliche Hilfen für schulische Recherchen dar, liefern das Wesentlichste aus den Bereichen: Klimaschutz, Gesundheit, Grundbedürfnisse, Arbeit, Erziehung, Mobilität, Turismus, Freizeit, Medien u.a.


Das richtige Licht zur richtigen Zeit

Neben gesunder Ernährung und Bewegung ist Licht lebenswichtig für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Denn Licht steuert über die Aufnahme durch Augen und Haut alle Stoffwechselvorgänge im Körper. Allerdings das Vollsprektrumlicht (Sonne) samt dem sonst gefürchteten UV-Licht und nicht das Kunstlicht, weder jenes der alten Glühlampen noch jenes der Energiesparlampen & Co. Neueste Studien belegen, dass der Schlüssel gesunder Beleuchtung nämlich in der Dynamik liegt: Morgen- und Abendrot sind gänzlich anders beschaffen als das Mittagslicht. Unser Biorhythmus orientiert sich am Licht draußen. Die Industrie arbeitet zwar an neuen Formen "intelligenten Lichts", doch bisher sind Spaziergänge im Freien die beste Behandlung v.a. von Winterserkrankungen und -beschwerden.


Buchtipp

Prall gefüllte Einkaufstaschen

Wie lange können wir uns unseren Lebensstil noch leisten? Und was macht die Verbrauchskultur, das Habenwollen, aus? Diesen Fragen widmet Wolfgang Künig 294 Seiten, wissenschaftlich fundiert und verständlich geschrieben. Der Autor ist Professor für Technikgeschichte an der TU Berlin. Das Buch hat im Februar Platz 3 der deutschen Top Ten-Liste der Sachbücher erobert.
Von einer Konsumgesellschaft könne man laut Künig erst reden, wenn die Mehrheit der Bevölkerung ein Einkommen erzielt, das deutlich über dem liegt, was man für die Befriedigung der Grundbedürfnisse braucht. Neue Herstellungsverfahren und technische Innovationen führten im 20. Jahrhundert zu sinkenden Preisen für hochwertige Konsumgüter und zu mehr Freizeit. Immer mehr Menschen konnten sie sich leisten. Das Ergebnis war der american way of life' - lange Zeit ein Symbol für Wohlstand und Konsumgesellschaft. Heute fast ein Bild für "Dekadenz", denn die Konsumgesellschaft gehe zu verschwenderisch mit Rohstoffen und Energie um und erzeuge zu viel Abfall. Wie allerdings noch rechtzeitig die Kurve zu neuen Lebensformen gekratzt werden könne, ist im Buch nicht nachzulesen. Nur, dass Aussicht auf Besserung erst bestünde, wenn Lebensqualität nicht mehr gleichbedeutend mit dem Erwerb ständig neuer Konsumgüter sei. Weiterer Kritikpunkt: Starker Deutschlandbezug.

Wolfgang König: Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft
Konsum als Lebensform der Moderne
Steiner Verlag, Stuttgart 2008
EUR 24,90
ISBN: 3-515-09103-9



Internetseiten des Monats

Möglichkeiten, Leuten eine Mitfahrgelegenheit anzubieten oder nach einer kostenlos zu suchen, bieten einige Mitfahrzentralen bzw. folgende Südtiroler Web-Plattformen:
www.gvcc.net/mitfahrboerse (Südtiroler Gemeindenverband - Mitfahrgelegenheiten für PendlerInnen)
www.youngnet.it (online-Jugendmagazin - Mitfahrgelegenheiten für StudentInnen)
www.mobility-online.org (mobility-easy connection/Toblach - spontane Fahrgemeinschaften bilden mit Mobility-Erkennungsschild)

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