Verbrauchertelegramm Februar 2009


Mitteilungsblatt der Verbraucherzentrale Südtirol Beilage zur Februar-Ausgabe Nr. 09


Die Papierversion des Verbrauchertelegramms wird allen Mitgliedern monatlich kostenlos per Post zugeschickt und steht im PDF-Format zum Download zur Verfügung. Die nachfolgenden Kurznachrichten sind ein Auszug aus der vollständigen Version.



Kraftfahrzeugsteuer und Pendlerabos

Zum Jahreswechsel treten aufgrund der Finanziaria 2009 & Co. zahlreiche neue Regelungen in Kraft (siehe Presse-Mitteilung). Beispielsweise hat das Land im letzten Sommer die Reduzierung aller Tarife der Kraftfahrzeugsteuer ab dem 1. Jänner 2009 beschlossen. Vor der Einzahlung ist es ratsam, sich bei den zuständigen Ämtern Infos einzuholen (Postämter, Aci-Landesbüro oder Landesamt für Abgaben).
Die Ausgaben für 2009-Abos des öffentlichen Personentransports können weiterhin im Jahr darauf von der Einkommenssteuer (IRPEF) im Ausmaß von 19% auf höchstens 250 Euro in Abzug gebracht werden (höchstmögliche Steuerersparnis 47,50 Euro).


Schnäppchenjagd im Ausverkauf

Der Winterschlussverkauf läuft noch bis 21. Februar in den größeren Gemeinden Südtirols, länger noch in den touristisch-relevanten Gebieten des Landes. Achtung: Auch Produkte im Ausverkauf müssen mangelfrei sein und den Werbeaussagen entsprechen. Die Preisschilder haben drei Angaben aufzuweisen: den bisherigen Verkaufspreis, den Preisnachlass in Prozenten und den neuen Verkaufspreis. Letzte Tipps der VZS, um in keine Einkaufsfalle zu tappen: trotz Ausverkauf Angebote mehrerer Händler vergleichen, vor dem Bezahlen Etikett studieren (Zusammensetzung des Gewebes und Pflege bei Textilien usw.), Kassenzettel sorgfältig aufbewahren, sich Möglichkeit eines Umtauschs (Kulanz und nicht Pflicht des Händlers) auf Kassenzettel vermerken lassen.


Datenschutz: Gelbe Seiten versuchen's auch

Die Gesellschaft "Seat Pagine gialle" schickt mit ihren Telefonbüchern Fragebögen ins Haus. Begründet wird dies mit "man wolle Ihre Familie besser kennenlernen, deren Einkaufsgewohnheiten und deren Geschmack". Es folgt eine Seite vollgestopft mit Fragen, die weit in die privaten Angelegenheiten der Befragten hineinschnüffeln. Damit man sich die Arbeit antut, lockt die Gesellschaft mit einem Gewinnspiel und tollen Preisen wie eine Kreuzfahrt nach Griechenland und einwöchige Meeraufenthalte. Die VZ rät dringend davon ab, die Fragebögen auszufüllen. Dies sei ein klassischer Fall von Datenerfassung und führe dazu, über gläserne KonsumentInnen zu verfügen, die den Kräften des Marktes ausgeliefert sind. Der beste Datenschutz ist immer noch der, den wir selbst praktizieren, indem wir unsere Daten nicht zugänglich machen.


Inflation: Rekordflug für Pasta

Das Nationalgerichts Italiens, die Pasta, wird immer teurer. Coldiretti, die Lobby der Landwirtschaft, klagt an: Die Preisschere bei Produkten des täglichen Gebrauchs wie Nudeln wird auf skandalöse Weise größer und dies, obwohl der Preis für Hartweizen gesunken ist. Derzeit liegt dieser bei 0,20 Euro/kg, der Nudelpreis jedoch bei 1,6 Euro/kg. 2008 stieg letzterer um 28%. Zu bedenken, dass ItalienerInnen im Schnitt 28 kg Pasta im Jahr konsumieren.


Koppelung an EZB-Leitzinssatz mit 1. Jänner

Die Koppelung des Zinssatzes an einen Marktparameter ist eine unabdingliche Bedingung für den Schutz der DarlehensnehmerInnen. Die Regierung hat den Banken daher auferlegt, ab 1. Januar 2009 variabel verzinste Wohnbaudarlehen für den Kauf der Erstwohnung anzubieten, die an den EZB-Leitzinssatz gekoppelt sind. Dieser ist normalerweise niedriger als die gewohnten Euribor-Sätze.


EU-Parlament stoppt gefährliche Pestizide

Nach dreijähriger Diskussion beschloss das Europäische Parlament Mitte Jänner ein Gesetzespaket für die Zulassung und Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft. In Zukunft gilt europaweit ein Verbot von Pestiziden, die Krebs auslösen, das Erbgut verändern, zu Missbildungen führen oder die Fruchtbarkeit schädigen können. Außerdem gelten strengere Bewertungskriterien für hormonell wirksame, nervengiftige oder das Immunsystem schädigende Pestizide, sowie für Pestizide, die für Bienen gefährlich sind. Die Mitgliedstaaten werden dazu verpflichtet, nationale Aktionspläne zur Verringerung der Risiken und der Abhängigkeit von Pestiziden zu erstellen.


Energietausch für erneuerbare Energien

Innerhalb 31. März müssen die Betreiber kleiner (photovoltaischer) Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien (bis 200 KW), die den Energietausch vor Ort (scambio sul posto) vornehmen, ein Gesuch zur zukünftigen Förderung an den italienischen Netzbetreiber (GSE, Infos unter www.gse.it) stellen. Dieser ist nunmehr allein dafür zuständig. Die 3-Jahres-Frist, innerhalb der eventuelle Guthaben bei den Rechnungen aufgebraucht werden mussten, wurde abgeschafft.


Club Air: Ausgleichsverfahren eröffnet

Die italienische Fluggesellschaft Club Air steht vor dem Aus: Ein Ausgleichsverfahren beim Landesgericht Mailand wird in diesen Tagen die Forderung der Gläubiger teilweise befriedigen. Allein an das EVZ hatten sich 500 VerbraucherInnen gewandt, die von Flugstreichungen betroffen waren. Das Angebot des Verfahrens lautet: 20% der Forderung (unbenutztes Flugticket und Entschädigung) der geprellten Flugkunden sollten ausbezahlt werden. Entschieden wird am 17. Februar.


Geld macht glücklich

Die jüngste Untersuchung zur Lebenszufriedenheit in 30 europäischen Ländern, durchgeführt von der Stiftung Eurofound der Europäischen Union, spricht Klartext: Wer wirtschaftlich stark ist, ist auch glücklicher und leidet weniger an Depressionen als sozial schwache Menschen. Dänen, Schweden und Finnen sind mit ihrem Leben am zufriedensten. Am Ende der Glücksskala stehen Mazedonier, Ungarn und Bulgaren. Österreicher, Polen und vor allem Italiener zeigten sich mit ihrem Leben nicht so zufrieden. Die finanzielle Situation spielt eine "Glücksrolle", allerdings nur bis zu einer bestimmten Vermögensgrenze. Wenn diese überschritten wird, spielt Geld keine Rolle mehr bei der Steigerung der Lebensqualität.


Buchtipp

Vom sinnlosen Kampf gegen die Dickmacher

Der ehemalige Spiegel-Redakteuer, Bestseller-Autor und Kritiker der Lebensmittelindustrie aus dem Allgäu schreibt von Supermarkthelden über Fettkiller, das natürliche Hungergefühl und die Hirnforschung bis hin zu Diätfallen und WHO-Warnungen zur Fettleibigkeit als neue globale Epidemie. Hans-Ulrich Grimm demontiert Kalorientabellen und das Diäteinmaleins, indem er uns erklärt: Übergewicht entsteht im Kopf. Denn das Gehirn steuert die Nahrungsaufnahme durch Hormone und Botenstoffe. "Das Gehirn verliert immer häufiger die Kontrolle. Und das liegt offenbar auch an der modernen Ernährung." Im Verdacht sind Tausende von Chemikalien aus der Supermarkternährung, v.a. sogenannte Plastikhormone oder Weichmacher von Kunststoffverpackungen, aber auch Geschmacksverstärker, Aromen, Farbstoffe, Konservierungsstoffe, Metalle und Pestizide: Sie wirken auf das Unterbewusstsein, beeinflussen die Steuerungszentrale im Gehirn und manipulieren unser Verhalten, indem wir weiterfuttern, obwohl wir längst satt sind und der Bikinialarm bereits greift. Unser komplexes System der Körpersignale gerät durcheinander.
Dicksein ist laut Grimm hauptsächlich eine durch Chemikalien ausgelöste "Vergiftungserscheinung" und weniger eine Frage von Ungleichgewicht zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch. Dies alles, weil heutige Nahrungsmittel nach den Bedürfnissen des Marktes und nicht nach denen ihrer Verbraucher, der Menschen, hergestellt werden. Das Buch ist ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Übergewichtsdebatte.

Hans-Ulrich Grimm: Die Kalorienlüge
Über die unheimlichen Dickmacher aus dem Supermarkt
Dr. Watson Books, 2008
19,80 Euro

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